Der Kinderchor
Der Kinderchor wurde ursprünglich an einem Musiktheater gegründet. So war für uns von Anfang an das darstellerische Element besonders wichtig. Inzwischen sind wir eigenständig und proben wöchentlich in Berlin-Wedding. Zur Zeit sind unsere Kinder 5-16 Jahre alt, ungefähr ein Drittel des Chors sind Jungs. Wir proben altersdifferenziert: Stimmbildungsarbeit, Schauspieltraining und breit gefächerte Literaturarbeit gehen dabei Hand in Hand.
Bei uns geht es um Kreativität und ein Gespür für die Musik - gar nicht aber um Perfektion. Im Spüren wird der Gruppe Verantwortung für die Ausgestaltung von Musik mitübertragen. Dies hat zur Folge, dass sich der Chor in freien Klangfarben auf ganz eigene Weise ausdrückt.
Wir haben ganz unterschiedliche Kinder: manche sind mutig, manche eher schüchtern, andere sind wichtige Stützen im Chorklang, wieder andere bringen schon Erfahrung im Auftreten mit. Wir haben eine hohe Solistendichte im Chor, was Ergebnis unserer individuellen Arbeit ist.
Besonders an unserem Chor ist die unkonventionelle Herangehensweise: wir scheuen uns nicht, auch mal im Liegen zu singen, Klassik mit Pop zu verbinden, und in tollen (teils halbszenischen) Projekten die Bühne zu rocken.
bisherige Aktivitäten
Der Freie Theater-Kinderchor Berlin ist vielfältig aktiv. Er hat in seinem 6-jährigen Bestehen bereits bei einer ZDF-Filmproduktion mitgewirkt und übernahm Produktionsstrecken in der Inszenierung „Emil und die Detektive“ am ATZE Musiktheater. Auftritte beim Kulturvolk-Sommerfest auf der Freien Volksbühne und dem Radioeins-Parkfest gehörten ebenso dazu wie eine Einladung zum Klangfarbenfest in die Arena „Gärten der Welt“.
Darüber hinaus ist uns auch lokales Auftreten ein Anliegen, um mitgestaltend in dem Umkreis zu wirken, in dem die meisten unserer Kinder zu Hause sind. So sind wir z.B. immer wieder auf dem Weddingmarkt und in der Osterkirche/Sprengelkiez zu hören. Mehrjährige regionale Kooperationen bestehen mit dem City Kino im Centre Francais und dem erlebnispädagogisch ausgerichteten "Schulgarten Moabit".
Auch Studioprojekte führen wir manchmal durch: so haben unsere Kinder anlässlich des Kriegsausbruchs in der Ukraine ein Friedensvideo mit Marianne Rosenberg produziert. Unlängst durften wir eine CD-Produktion mit Roland Kaiser in den berühmten Hansa-Studios mitgestalten.
Künstlerisch verbindet uns seit Gründung eine Zusammenarbeit mit dem Cellisten Nikolaus Herdieckerhoff, der in seiner radikalen Auffassung von Kunst und seinem theatralen Selbstverständnis das Gesamtprojekt maßgeblich mitbeeinflusst.
Höhepunkt für die Kinder ist eine jährliche (aber seit Corona nicht mehr regelmäßig stattfindende) Chorreise.
Chorleitung
Die Gesamtleitung hat Judith Lehmann. Sie gründete das Projekt zusammen mit ihrer Schwester Rebecca Selle (Schauspielerin) im Jahr 2017, und führte es in wandelnden Formationen bis zur heutigen Stärke von 70 Kindern, die aktuell in vier Altersgruppen unterrichtet werden.
Nach ihrer streng klassischen Ausbildung (Universität der Künste Berlin) lässt Lehmann nun reformpädagogische Herangehensweisen an Musik in ihre Arbeit einfließen - beispielsweise erprobt sie Formen des Leitens, die auf das autoritäre Dirigat weitgehend verzichten. Sie bildet die Kinder stimmlich und musikalisch aus, in den großen Chören auch immer wieder in Zusammenarbeit mit der Sängerin Nora Kalkowski.
Bei der Literaturauswahl interessieren Lehmann besonders Stücke, die ursprünglich nicht für Kinderchor geschrieben sind. Diese bearbeitet sie in eigenen Neuinterpretationen, gern theatral und frei, mit einem Schwerpunkt auf atmosphärischer Tiefe und Ausdruck. Dahinter steht der Gedanke, die Kinder als Künstler auf Augenhöhe ernstzunehmen. Auf diese Weise hat sie z. B. eine Version von Helge Schneiders "Pommesbude" für Kinderchor und Sprechtutti re-komponiert, aber auch romantische Kunstlieder ( z.B. aus Schuberts "Winterreise", aus Moussorgskijs "Kinderstube", oder aus Mendelssohns Duetten) für die ungewöhnliche Kombi Chor, Cello, Akkordeon und Klavier klanglich aufgearbeitet.
Das Schauspieltraining in den großen Chören obliegt Tim Engemann. Am Europäischen Theaterinstitut Berlin ausgebildet, hat er in zahlreichen Produktionen als Schauspieler auf der Bühne gestanden, Regieerfahrung gesammelt und Bühnenbilder gebaut. Er bringt viel Erfahrung in der Arbeit mit Kindern ein und gibt seine Lust am Darstellen authentisch und begeistert weiter.
Unsere "Minis" werden durch die Chorleiterin und je 2 Mitglieder des Jugendchors nach dem Peer-Prinzip unterrichtet. Jede Mini-Kleingruppe hat auf diese Weise ein eigenes Leitungsteam mit festen Bezugspersonen an seiner Seite. Die Jugendlichen übernehmen so altersgemäß Mitverantwortung und können ihre gewonnene künsterlische Erfahrung einbringen.